Geschichte

Meine Erkrath Chronik

Bis zum 11.Jahrhundert n. Chr.

…war das ganze Gebiet zwischen der Ruhr im Norden, der Sieg im Süden und dem Rhein im Westen von einem großen Wald, dem Wenas- oder Wagneswald, bedeckt. Der königliche Bannforst wird 1065 in einer Urkunde König Heinrich IV. erwähnt. Die Namen der Flüsse und Bäche, die diesen Wald durchflossen, haben germanische Ursprünge. „Tussala“ (die Tosende, Rauschende) hieß die Düssel damals. Glaubte man früher, dass das Gebiet unbewohnt war, so muss man heute davon ausgehen, das es bereits einzelne Siedlungskerne - vor allem in Flussnähe - gab. Hier siedelten fränkische Stämme vorzugsweise auf den leichten Böden der Rheinebene und der so genannten Mittelterrasse. Ihre Sippendörfer lassen sich durch Streufunde und archäologische Grabungen nachweisen. Hauptverkehrswege innerhalb des beschriebenen Raumes waren der - möglicherweise prähistorische - Mauspfad, der von Duisburg kommend südwärts zog und bei Morp über Gödinghofen-Hochscheid-Unterbach Erkrather Gebiet durchschnitt. Von Köln in Richtung Werden und weiter zum Hellweg verlief in nord-östlicher Richtung die 1065 urkundlich bezeugte "Strata Coloniensis". Das Alter der von Gerresheim nach Gräfrath ziehenden Gräfrather Straße, in Erkrath heute fälschlich Römerweg genannt, lässt sich nicht näher bestimmen, geht aber wohl auf das 12.Jahrhundert zurück. Erste dauerhafte Siedlungen bestanden zur Zeit der Merowinger- und Karolingerherrscher. Nachdem Suitbertus um 700 bei den Franken missionierte, setzt die Überlieferung der Siedlungsnamen ein: 692 Kaiserswerth, 799 Bilk und Werden, 850 Ratíngen, 871 Gerresheim, 874 Kalkum, 875 Heiligenhaus und Velbert, 904 Himmelgeist und Mettmann, 925 Haan, 950 Hubbelrath und endlich vor 985 Hilden. Rund um das damals als Siedlung noch nicht nachweisbare heutige Erkrath werden Strukturen der frühen Besiedlung deutlich erkennbar.

Im 10. und 11.Jahrhundert

…werden erste Siedlungsplätze innerhalb der kommunalen Grenzen am östlichen Rand der heutigen Stadt Erkrath namhaft. Um 970 übertragen (adelige ?) Grundbesitzer einzelne Hufen und Parzellen bei Schlickum an die Abtei Werden. Aus Bruchhausen müssen um 1090 Abgaben an das Stift Kaiserswerth geleistet werden. Die zunehmenden Schriftquellen überliefern die Namen von Wohnplätzen und Hofsiedlungen, die noch heute geläufig sind.

1144

 ...bestätigte König Konrad III. dem Stift Vilich bei Bonn umfangreichen Grundbesitz in Morp, heute Erkrath. Unter anderem gehörten dazu zwei Mühlen und 25 Mansen (Höfe). Obwohl diese Mansen und Mühlen 

namentlich nicht spezifiziert werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass mit den Mühlen die ehemalige Morper Mühle und die noch bestehende Dammermühle gemeint waren. Einer der Höfe könnte Gödinghofen gewesen sein.

1148 …

…wird der heutige Ortsname in seiner ältesten Form zum ersten Mal niedergeschrieben. Damals verkaufte der Freie Sigebert von Everekrothe ein Bauerngut bei Selbek (heute zu Heiligenhaus gehörig) an den Werdener Abt Lambert. Bernhard von Everekrothe ist Zeuge des Vorgangs. Wenige Jahre später werden im Steuerregister der Abtei Werden Bruchhausen, Feldhausen und Thekhaus aufgeführt.

1169 …

...und 1170 ist Hermann von Unterbeke (Unterbach) Gefolgsmann des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg. Da dem Erzbischof - seinerzeit der kapitalkräftigste und mächtigste Mann im Rheinisch-Bergischen Revier -  die Dörfer Haan und Hilden gehörte und er auch die "Straße" von Hilden über Unterbach zum Rhein nach Zons kontrollierte, kann man die These vertreten, dass er möglicherweíse auch Bauherr der Burg Unterbach war. Die 1461 als Verkäufer auftretende Familie von Elverfeldt stammte aus einer erzbischöflichen Ministerialen-Familie.

1189 …

...ist Daniel von Erkerode Anwesenheitszeuge für Graf Engelbert I. von Berg, der Güter des Edelherren Arnold von Tyvern (zwangsweise ?) mit Pfand belegt und sich so in deren Besitz bringt. Darunter befand sich auch der Hof "Eickenburen", der allgemein als Eichenberg an der östlichen Erkrather Stadtgrenze identifiziert wird.

1194 …

…beurkundet der Werdener Abt Heribert eine mindestens 20 Jahre zurückliegende Schenkung an das Stift Kaiserswerth. Der Kaiserswerther Stiftsherr Lodewicus, Pastor in Erkrath, war einer der Zeugen. Mit der ersten Erwähnung des Priesters wird auch die Existenz einer Kirche in Erkrath deutlich.  

1212 - 1232 …

...etwa in diesen Jahren lässt die Gerresheimer Äbtissin Guda in einem Heberegister den Besitz und die Einkünfte der 12 Gerresheimer Fronhöfe aufzeichnen, die von 264 abhängigen Höfen zu leisten waren. Auch in Erkrath war ein Fronhof, seine Lage und sein Name sind heute unbekannt. In lateinischen Urkundstexten des 13.Jahrhunderts wird der Fronhof stets mit "Curtis" (Curtem, Curia) bezeichnet. Als Herzog Wilhelm I. mit seiner Frau Anna am 1.März 1392 das von ihnen gegründete Kanoniker-Stiftes an der St. Lambertus-Kirche in Düsseldorf mit einer Stiftung reich dotiert, gehört darunter auch ein als "Curtem" bezeichneter Hof genannt Kalkum in der Pfarrei Erkrath ("item curtem appelatam Cailchem sitam in parrochia Erkeroede"). Dieser Hof Kalkum lag unmittelbar neben der katholischen Pfarrkirche an der Kreuzstraße und wurde 1958 niedergelegt. Im Wissen, dass die Grafen von Berg seit Ende des 12. Jahrhundert die Vogtei über das Stift Gerresheim hatten, ist denkbar, dass sie so in den Besitz des ehemaligen Gerresheimer Fronhofes gelangen konnten.  

1258 …

…kauft Engelbert von Ulenbroch von den Herren von Gymnich die Wasserburg Haus Brück im Kirchspiel Erkrath. Zeuge ist u.a. Heinrich von Erickradt, dass ist die letzte urkundliche Erwähnung eines Adeligen mit diesem Namen.  Die Vorbesitzer von Gymnich waren Lehnsmänner des Kölner Erzbischofs. Haus Brück blieb bis 1494 im Besitz der Familie von Ulenbroch, danach ging es in weiblicher Erbfolge an die von Efferen genannt Hall.

1324 …

…überläßt die Gerresheimer Äbtissin Kunigunde mit dem Stiftskapitel dem Hermann "moldendinario de dammone" (Müller in der Dammermühle) Land in Erbpacht. Das ist die erste namentliche Erwähnung der Dammermühle.

1361 …

…werden erstmalig die Schöffen des Erkrather Landgerichtes urkundlich erwähnt. Die Landgerichte als Gliederung der alten bergischen Ämter waren Teil der herzoglichen Landesverwaltung. Mit Einführung der napoleonischen Gesetzgebung wurden sie nach 1810 durch die Friedensgerichte abgelöst.

1392 …

…am 1.März beurkundet Herzog Wilhelm I. mit seiner Frau Anna von der Pfalz, dass sie an der Düsseldorfer Stiftskirche (heute St. Lambertus) eine Propstei, Scholasterie, Thesaurarie, Kantorie und zehn Präbende stiften. Zum Unterhalt der Päbende (Kanoniker-Pfründe) übertragen sie dem Stift 19 Höfe, 2 Mühlen und 6 Renten, darunter auch "Curtem appellatam Cailchem sitam in parrochia Erkeroede", d.i. der ehemalige Kalkumer Hof.

Im 14.Jahrhundert …

…wird der Hochdahler Hof als dem Hof Schlickum zinspflichtig erwähnt. Der Hochdahler Hof, namengebend für den ganzen Stadtteil, wurde 1969 ohne Not mit aller Gewalt abgerissen, sein ehemaliger Standort ist bis heute unbebaut.

1406 …

…klagt Reinhard von Ulenbroch, Besitzer der Rittergüter Haus Brück und Schlickum, vor Herzog Adolf von Berg gegen Peter von Kalkum, der während der zweiten Kalkumer Fehde gewaltsam in sein Haus im Kirchspiel Erkrath eingedrungen und ihm durch Brand und Raub einen Schaden von mehr als 2000 rheinischen Gulden zugefügt habe.

1410...

…Hermann von Winkelhausen ist im Besitz des Rittergutes Morp, wahrscheinlich war schon sein gleichnamiger Vater damit belehnt. Der umfangreiche Grundbesitz mit Höfen und Kotten bleibt zukünftig erbliches Eigentum der Familie von Winkelhausen. 

1416...

…gründeten Erkrather Kirchspielseinwohner die Bruderschaft "Unserer Lieben Frau". Diese Marienbruderschaft hatte großen Zulauf aus Erkrath und Umgebung. Durch fromme Stiftungen und Vermächtnisse konnte die Bruderschaft ein ansehliches Vermögen ansammeln. 1494 erwarb die Bruderschaft vom adeligen Besitzer Johann von Orsbeck zu Orsbeck und Kentenich den Hochdahler Hof, der bis zur Säkularisation in ihrem Besitz blieb. 

1448…

…erhält Ritter Hermann v.Winkelhausen von Herzog Gerhard v.Jülich-Berg die Morper Mühle mit Mühlenbann als erbliches Lehen. 

1461…

…erwirbt Adolf Quad von Rade das feste Haus Unterbach, "Fronhof" genannt, von Konrad von Elverfeld und wird damit auch Patronatsherr über die katholische Pfarrkirche.

1482 …

…wird die bis heute bestehende Sankt Sebastianus - Bruderschaft Erkrath gegründet.

1498 …

…sind im Dorf Erkrath und seinem Umland, den so genannten Honschaften, die meisten der Höfe, Wohn- und Siedlungsplätze vorhanden. Eine im Januar des Jahres erstellte Liste der Küstereieinkünfte nennt über 100 Höfe und Häuser, verteilt auf die Honschaften Ellscheid (heute zu Haan), Millrath, Bruchhausen, Unterbach, Dorp und Erkrath.

1515 …

…kauft Heinrich von Bawir aus dem Nachlass seines Stiefvaters Dietrich von Bottlenberg das Rittergut Schletzhaus, später Haus Bavier genannt.

1555 …

…entsendet Herzog Wilhelm IV. Beamte, um einen genauen Bericht über die bestehenden Gerichtsbezirke und Instanzen im Bergischen Land zu erstellen. Zum Gericht Erkrath zählten die Honschaften Elscheid, Millrath, Bruchhausen, Unterbach, Dorp und natürlich Erkrath selbst.

Um 1570…

…enthebt Gerhard von Waldenberg, gen. Schenkern zu Unterbach, als Patronatsherr der Pfarrkirche den der Reformation zugeneigten Erkrather Pastor Franz Wessel seines Amtes.

1584 …

…verfasst Roland von Waldenberg gen. Schenkern zu Unterbach einen Bericht über das zum Haus Unterbach gehörende Hofgericht. Folgende Güter zählten seinerzeit zum Grundbesitz des Rittergutes: zur Loh, zur Ruhr, zum Verlen genannt Rohleder, Haustert, Hinoben (=Ten Ofen), zur Gathen, Höfgen und Zault. In Erkrath: Adolfsbroich, Oberdahlhaus, zwei Höfe im Steinhof (Krausen- und Nothensteinhof), Strumphosen Gut genannt in der Schmitten.

1617…

…lässt Bernhard von Gohr, Richter des Amtes Mettmann, wohnhaft auf Großbruchhaus, das Heiligenhäuschen auf dem Korresberg auf eigene Kosten reparieren. Ältere Zeugnisse für das Alter der Andachtskapelle liegen nicht vor. Baumerkmale deuten eine mögliche Enstehungszeit im 15.Jahrhundert an. Das Heiligenhäuschen war niemals Pfarrkirche und ist auch nicht das älteste Oratorium in Erkrath.

1672…

…wird von der Verwaltung des Bergischen Amtes Mettmann ein Schatz- und Lagerbuch erstellt und niedergeschrieben. In diesem Schatz- und Lagerbuch, einer Art Steuerkataster, werden erstmalig systematisch alle Honschaften der Kirchspiele des Amtes Mettmann mit ihren Häusern, Kotten und Höfen erfasst.   

1677…

…erhält die wahrscheinlich schon existierende reformierte Gemeinde Erkrath, die unter dem Schutz der Familie von Bawir steht, Peter Merken als ersten Prediger. Ihm folgte 1678 bis 1707 Johann Heinrich Bongard, dessen Ur-Ur-Enkel Dr. med. Johann Heinrich Bongard in seiner Zeit einen überregionalen Ruf als Arzt und Augenarzt erlangte. 

1685…

…schenkt Anna Elisabeth von Bawir, geb. von Bodelschwingh, der reformierten Gemeinde ein Grundstück zum Bau einer Kirche und Schule. Heute steht hier das Altenheim Haus Bavier / Haus Bodelschwingh.

1693…

…erhält Graf Damian Hugo von Virmund, Besitzer des Rittergutes Haus Brück, von Kurfürst Johann Wihelm II. eine Konzession zum Bau eine Mahlmühle auf seinem Grund zu Erkrath bei Haus Brück. Allerdings scheint die Mühle zu dieser Zeit schon existiert zu haben, wahrscheinlich wurde die Konzession nachträglich erteilt. Schon seit 1680 läßt sich Wilhelm aus der Beissen, später nur noch Beissen bzw. Beissmann genannt, als Müller der Brüggermühle nachweisen.

1703…

…heiratete Johanna Maria Anna v.Winkelhausen Edmund Florenz Cornelius, Graf v.Hatzfeld-Wildenburg-Weisweiler. Damit gelangte der Winkelhausen'sche Haus- und Grundbesitz in Morp an die Grafen v.Hatzfeld.

1717…

…heiratete mein 7x-Urgroßvater Johann Wilhelm Höltgen, gen. Uhlendahl, geboren 1690 in Hubbelrath, Gertrud Lipgens, 1688 auf der Erkrather Steinkaule als Tochter von Peter Lipgens geboren. Peter Lipgens war Besitzer eines kleinen, etwa 16 Morgen großen Bauernhofes, der Lipgens Steinkaule. Erbin wurde wohl seine Tochter Gertrud, jedenfalls gelangte der Hof in den Besitz des Schwiegersohns Johann Wilhelm Höltgen gen. Uhlendahl. Mindestens sechs Kinder werden ab 1718 in Erkrath getauft.

1730…

…veranlasst Kurfürsten Karl Philipp, Herzog von Jülich-Berg, eine Erbhuldigung zugunsten seines Bruders Franz Ludwig. An einem für jedes Kirchspiel festgesetzten Tag mussten die männlichen Haushaltsvorstände sich am vorgegebenen Ort einfinden und dem möglichen Nachfolger des Herzog den Treueeid leisten. Die Untertanen wurden in Listen namentlich eingetragen, allerdings wurden vielfach anstatt des Familiennamens die Haus- und Hofnamen niedergeschrieben.

1747…

…verstarb Petrus Columbanus de Moustier, ehemaliger Abt der Düsseldorfer Zisterzienser Abtei in Düsseltal, und wurde in Erkrath beigesetzt. Sein Epitaph steht noch heute auf den ehemaligen Kirchof bei der Pfarrkirche St. Johannes.Die Inschrift überliefert: Petrus Columbanus de Moustier, dritter Abt von Düsseltal, den andächtigen Gebeten der Mönche sich anvertrauend wollte er zwischen den Brüdern beerdigt werden. Er starb am 29. Juli 1747 im Alter von 72. Er möge in Frieden ruhen.

1769…

…war mein 6x-Urgroßvater Hendrich Langenberg Schützenkönig der St. Sebastianus-Bruderschaft. Er war als Witwer in zweiter Ehe mit der Witwe Agnes Krenckel, Erbin des Hofes Randeraths Heide, verheiratet und bewirtschaftete den Hof.

1789...

...erscheint die Karte vom Herzogtum Berg von Carl Friedrich Wiebeking

1804 …

 ...lassen die letzten adeligen Besitzer, von Reiner und von Capitolo, das Rittergut Haus Bavier meistbietend versteigern. Der zum Rittergut führende Weg, 90 Jahre später Bahnstraße genannt, wurde erst in den folgenden Jahrzehnten - besonders nach 1840 -  bebaut.

1808 …

 …wird Erkrath mit der Einführung der napoleonische Gemeindeordnung Teil der Landbürgermeisterei Gerresheim. Die früher zum Kirchspiel und zur Landgemeinde Erkrath zählenden Honschaften Millrath und Ellscheid gehören fortan zur Verwaltung in Haan-Gruiten.

1812/13…

…lässt sich mein Ur-Ur-Ur-Großvater Anton Martin Pesch, 1773 in Hasselsweiler geboren, in Unterbach nieder. Er heiratet 1814 Anna Helena Bürger, 1792 in Unterbach geboren.

1813/1815…

…in den Befreiungskriegen der Preußen gegen Frankreich war Dr. Johann Heinrich Bongard als Stabsarzt im Bergischen Korps an der Schlacht von Waterloo beteiligt. In seinen Erinnerungen an eine Reise nach London 1820 berichtet er darüber. Friedrich Bernhard Gelderblom, Hilfslehrer in Gräfrath, war seit 1811 als Jäger zu Pferd in der französischen Kavallerie. Er zog mit Napoleon nach Russland, erreichte Moskau und wurde 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig von Kosaken gefangen genommen. Diese übergaben ihn an die Preußen und er wurde Soldat im Lützow'schen Freikorps. Nach Kriegsende 1815 wurde er wieder Lehrer und nahm 1820 die Lehrerstelle in Millrath an. 1847 veröffentlichte der Mettmanner Pfarrer Müller seine Kriegs- und Lebenserinnerungen.

1821 bis 1835…

erscheinen topographisch-statistisch-geographische Wörter- bzw. Handbücher mit zum Teil detailreichen Angaben über Erkrather Höfe und Wohnplätze. Alexander Mützel gibt sein 6-bändiges Werk ab 1821 heraus, J.C. Müller läßt sein informatives Handbuch 1835 erscheinen.

1824 bis 1858…

... erscheinen mehrere Adressbücher, in denen dann - anfangs spärlich, allmählich aber zunehmend - auch Erkrather Bürger, Gewerbetreibende und Hofbesitzer genannt werden: Adresstaschenbuch vom Herzogtum Berg 1824; Adressbuch für Rheinland-Westfalen 1833 

1828 bis 1831…

 …wird als Ersatz für die baufällig gewordene erste Fachwerkkirche die neue reformierte Pfarrkirche an der Bahnstraße in Erkrath erbaut.

1834…

…wird mein Ur-Ur-Großvater Josef Pesch als Sohn von Anton Martin Pesch und Anna Helena, geb. Bürger, in Unterbach geboren.

1838…

…erhält Erkrath, begünstigt durch seine geografische Lage zwischen der Rheinhafenstadt Düsseldorf und den alten Standorten der Textilindustrie (Wuppertal-) Barmen und Elberfeld, sehr früh einen Eisenbahnanschluss. Am 20.Dezember 1838 fährt der erste Zug von Düsseldorf nach Erkrath. Die damals sehr schwierig zu überwindende Steilstrecke nach Hochdahl erforderte einen technischen Halt, um den noch leistungsschwachen Lokomotiven mit Hilfe einer stationären Seilwinde die Bergfahrt zu ermöglichen. Das Eisenbahn- und Heimatmuseum im historischen Lokschuppen hält die Erinnerung daran mit wechselnden Ausstellungen und einem umfangreichen Archiv wach.

1843…

…eröffnet Dr. Wilhelm Wachendorf seine Wasserheilanstalt am Rande des Neandertals "beim Äuchen oben Erkrath, wo der Springbrunnen von dem Steinbruch durch Liethens Steinklippe herabfließt" (zeitgen. Beschreibung). 1844 hat er diese Wasserheilanstalt in sein Haus nach Erkrath - dem heutigen Kurhaus an der Bahnstraße verlegt. 1848 verläßt er Erkrath wieder, die Wasserheilanstalt wird wieder geschlossen.

1843…

…erscheint das Adressbuch für den Regierungsbezirk Düsseldorf mit Nennung einer Anzahl von Erkrather Einwohnern und Gewerbetreibenden.

1848…

…ist Dr. Wilhelm Wachendorf, Arzt in Erkrath, Mitglied im Frankfurter Vorparlament.

Im 19.Jahrhundert…

…bleibt Erkrath noch lange Jahre ein verträumtes, ländlich-bäuerlich strukturiertes Dorf, das erst mit zeitlicher Verzögerung  Standort einiger weniger Industriebetriebe, zunächst aus der Textilproduktion, dann der kleingewerblichen Metallverarbeitung und der Papierproduktion wird.

1848 bis 1851…

…wird die Eisenhütte Hochdahl als erstes industrielles Großprojekt errichtet. Die beim Eisenbahnbau aufgeschlossenen (Raseneisen-)Erzlagerstätten und die Kalkvorkommen im Neandertal lassen das Werk aufblühen.

1856

…entdecken Arbeiter beim Kalksteinabbau in einer Höhle des Neandertals Skelettreste. Der Elberfelder Prof. Dr. Johann Carl Fuhlrott analysiert als erster ihre Zugehörgkeit zu einer Gruppe frühmenschlicher Individuen, die später den wissenschaftlichen Namen „homo neandertalensis“ (Neandertaler) bekommen.

1866...

...wird mein Ur-Großvater Johann Pesch als Sohn von Josef Pesch und Franziska, geb. Sorgnit, auf der Steinkaule geboren.

Um 1870/1875…

…erwarb der aus Essen gebürtige Industriepionier Friedrich Grillo von den Grafen v.Hatzfeld den Morper Besitz mit Haus Morp, der Dammer- und Morper Mühle, Gödinghoven, Fabershof und Kamper Hof. Einige Jahre später kam noch der Henscheshof dazu. 1933 umfasste der Grundbesitz 73 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und 130 Hektar Wald. Nach Friedrich Grillos Tod ging der Besitz an seinen Bruder Wilhelm Grillo, dem Begründer der Duisburg/Oberhausener Zinkhütten.

1879…

…nimmt die Rheinische  Eisenbahngesellschaft, heute Regio Bahn, als Konkurrenzunternehmen zur alten Bergisch - Märkischen Eisenbahn ihren Betrieb auf.

1888…

…wohnten in der Samtgemeinde Erkrath, damals Teil der Bürgermeisterei Gerresheim (Land), nach dem Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland 4655 Einwohner in 526 Wohngebäuden.

1897…

…erbaute der Ingenieur Friedrich Grillo, Sohn von Wilhelm Grillo, am Westrand von Erkrath ein Landhaus in Morp - damals Gerresheim - mit neuromanischem Burgturm, umgeben von einem englischen Landschaftspark.

1898…

…wird Erkrath mit der Amtseinführung des ersten Bürgermeisters Johann Kaiser am 1.Juni selbständige Bürgermeisterei.

1900...

...wird meine Großmutter, Juliane Pesch, als drittes Kind von Johann Pesch und Elisabeth, geborene Wenigmann, auf der Steinkaule geboren. Sie besuchte ab dem 6.Lebensjahr die einklassige Dorper Schule, die zunächst auf dem Bönershof gegründet, dann aber um 1906 zur Stindermühle verlegt wurde. 1900 wird der Löschzug Erkrath der Freiwilligen Feuerwehr im Saal des Gasthofes "Zum Weidenhof" gegründet.

1908...

...wurde auf Initiative des Erkrather Arztes Sanitätsrat Dr. Strucksberg die Sanitätskolonne vom Roten Kreuz im Saal des Gasthofes "Zum Weidenhof" gegründet.

1910...

...baute die Papierfabrik Bernsau an der Mettmanner Straße zwei Blöcke mit je vier Reihenhäusern als Werkswohnungen für Mitarbeiter. In späteren Jahren wohnte im Haus Nr. 33 mein Großvater Fritz Osmann mit seiner Familie, im Haus Nr. 37 wohnte sein Schwager Josef Pesch, Bruder meiner Großmutter, und im Haus Nr. 41 wohnte mein Urgroßvater Johann Pesch. Alle arbeitete im Werk Brüggermühle der Papierfabrik Bernsau

1914 bis 1918...

...hatte die Gemeinde Erkrath im 1.Weltkrieg 170 Gefallene zu beklagen. Mein Großvater väterlicherseits, Karl-Friedrich Osmann, geboren 1892, wurde bereits 1914 zur 1.Torpedodivision der Kaiserlichen Kriegsmarine eingezogen. Heinrich Müller, Großvater mütterlicherseits, geboren 1899 wurde kurz vor seinem 18. Geburtstag im Juni 1917 Infanterist und war ab Februar 1918 in Arras/Frankreich im Fronteinsatz. Im August 1918 geriet er an der Somme in englische Kriegsgefangenschaft, wurde an die Franzosen überstellt und kehrte erst am 1.Oktober 1919 nach Hause zurück.

1919...

... nach dem Ende des 1.Weltkrieges kommt mein Großvater Karl-Friedrich Osmann, allgemein nur Fritz genannt, nach seiner Entlassung aus der kaiserlichen Kriegsmarine nach Erkrath. Er heiratet die 21 Jahre alte Juliane Pesch aus einer alten Erkrather Familie.

1926...

...wird mein Vater als vierter Sohn von Fritz Osmann und Julchen, geb. Pesch, in den Werkshäusern der Fa. Papierfabrik Bernsau an der Mettmanner Straße geboren.

1929…

…erhält Erkrath bei der kommunalen Neuordnung Morp und Teile von Ludenberg. Millrath, Trills und Bruchhausen werden zur Gemeinde Millrath zusammengefasst, die ab 1938 den Namen Hochdahl trägt. Bei dieser kommunalen Neugliederung wurde auch der Weiler Stinderhöfe aus dem Amt Hubbelrath nach Erkrath umgemeindet.

1935…

…wird beim Bau der Autobahn A 3 Oberhausen – Köln – Frankfurt die Erkrather Autobahnrücke über das Düsseltal erbaut.

1937...

...berichtete die Rheinische Landeszeitung über den bevorstehenden Abriss des alten Kotten "Schockenhaus" an der Kirchstraße. Der Kotten "Schockenhaus" war letzter Teil einer vormals als "Fixe Hött" bekannten Häusergruppe aus dem 17. Jahrhundert.

1939…

…Anlieferung und Transport eines neuen Heizkessel über die schamle Düsselbrücke an der Bismarckstraße für das Werk Neumühle der 1868/70 gegründeten Papierfabrik Friedrich Julius Bernsau wurde im Schmalfilm festgehalten und dokumentiert.

1939 bis 1945…

...im 2.Weltkrieg wird mein Großvater mütterlicherseits, Heinrich Müller, im November 1939 zum zweiten Mal eingezogen. Er bleibt bis Kriegsende Soldat, gerät 1944 in russische Gefangenschaft und kehrt im Januar 1946 nach Hause zurück. Mein Vater wird kurz nach seinem 17. Geburtstag ab November 1943 Soldat in der Deutschen Wehrmacht. Zwei ältere Brüder wurden schon 1940 und 1941 eingezogen, Bruder Willi fällt im August 1944 kurz vor seinem 20.Geburtstag in der Pruthschlacht im Kessel von Jassy-Kischinew/ Rumänien. Mein Vater und sein älterer Bruder Hans kehrten nach kurzer Kriegsgefangenschaft im Juli 1945 nach Erkrath zurück.

1941…

…verstarb in Erkrath der ehemalige jüdische Metzger und Geschäftsinhaber Louis Elias an einer akuten Erkrankung. Geboren1867 in Hamm a.d.Sieg, hatte er 1894 in Erkrath Adelheid Mayer, Tochter des ortsansässigen jüdischen Metzgers Samuel Mayer geheiratet. Elias übernahm später die Metzgerei des Schwiegervaters an der Bahnstraße. Seinen drei Söhnen Max, Walter und Hermann gelang 1938 die Emigration in die USA. Elias wohnte mit seiner Familie im Haus Düsselstraße 13. 

1943…

…in der Nacht vom 22. zum 23.August zwischen 23.34 Uhr und 2.11 Uhr wurde Erkrath Ziel des alliierten Bombenkrieges. Total zerstört wurden 23 Häuser, schwer beschädigt 39 und leicht beschädigt 506 Häuser.

Besonders betroffen waren im Zentrum die Kirch-, Kreuz-, Bahn- und Gartenstraße, sodann die Freiheits-, Neander- und Nordstraße. Weshalb die damals relativ unbedeutende Gemeinde Erkrath Ziel des nächtlichen Luftangriff wurde, ist unbekannt. Am Ende des Krieges 1945 hatte die Gemeinde Erkrath 264 Gefallene und Zivilopfer sowie 106 Vermisste zu beklagen, in Hochdahl zählte man 78 Gefallene.

1944...

…am 21.November stürzte abends über Trills ein viermotoriger kanadischer Halifaxbomber brennend ab. Nur eines von sieben Bestazungsmitgliedern überlebte den Absturz und landete mit seinem Fallschirm auf dem Dach der Schule. Einer der Motoren wurde aus dem Acker bei Gut Clef geborgen und steht heute am Eisenbahn- und Heimatmuseum "Lokschuppen" (siehe Bibliographie).

1945...

…am 15. März stürzte ein englischer Halifaxbomber östlich der Stindermühle ab (siehe Bibliographie).

…am 12. April um 19.25 Uhr wurde ein Teil der Autobahnbrücke gesprengt. Die Sprengung verursachte erhebliche Schäden an den Dächern und Fenstern der umliegenden Häuser.

…am 17. April wurde Erkrath durch US-Truppen besetzt. Für alle Erkrather war der Krieg aus.

... am 23.April wurde der Generaldirektor der Provinzial-Feuer und Lebensvesicherungsanstalt Hans Goebbels, jüngerer Bruder des Reichspropagandaministers Dr. Joseph Goebbels, in seiner Villa in Millrath verhaftet.

1958…

…kauft die Gemeinde Erkrath den Hof Kalkum mit den zugehörigen 51 ha Ländereien auf, um daraus Bau- und Siedlungsland zur Entwicklung der Gemeinde Erkrath zu machen.

1960…

…wurde auf Initiative der der Nordrhein-Westfälsichen Landesregierung die Entwicklungsgesellschaft Hochdahl gegründet. Auf Basis eines Planungskonzeptes von Prof. Aloys Machtemes sollte die Gemeinde Hochdahl zur Entlastung des Ballungsgebietes Düsseldorf zu einer selbständigen Mittelstadt entwickelt werden.

1962…

…wird der Bavierhof an der Bahnstraße im Erkrather Zentrum abgerissen. Auch wenn der urkundliche Nachweis fehlt, spricht dennoch nichts dagegen, im einstigen Rittergut den alten Rodungshof Erkerode zu sehen, in dessen Nachbarschaft das Dorf Erkrath entstand.

1966…

…erhält Erkrath nach mehrjährigen Bemühungen von der Landesregierung den Titel einer „Stadt“ verliehen.

1975…

…wird bei der kommunalen Neugliederung der Stadtteil Hochdahl mit Erkrath wieder vereint. Allerdings verliert Erkrath den alten Ortsteil Unterbach an Düsseldorf.

1983…

…fand der Düsseldorfer Stadtkonservator a.D. Hans Maes auf dem Uhlenhof in Dorp ein Fragment des Grabstein des Lambert zu Dorp, der 1628 auf dem Udenhof verstorben war.

1984…

…werden die ersten Erkrather Baudenkmäler unter Schutz gestellt, darunter das Rathaus und das ehemalige Kurhaus an der Bahnstraße.

1987…

…fand der neunjährige A.N. beim Spielen auf dem Uhlenhof ein prähistorisches Steinbeil aus der Zeit um 4000 bis 3500 v.Chr.

2004…

…wird das Erkrather Sportstadion an der Freiheitsstraße in "Toni-Turek-Stadion" umbenannt. Toni Turek, geboren in Duisburg, wurde als Torwart mit der Deutschen Fußballmannschaft 1954 Weltmeister in Bern. Seinerzeit bewohnte er eine Werkswohnung der Rheinischen Bahngesellschaft an der Parkstraße.

2009...

... erscheint in der deutschsprachigen Wikipedia ein umfangreicher Beitrag über Erkrath.

2016...

...feierte die Sankt-Sebastianus-Bruderschaft ihr 532. Schützenfest.

2017...

...wird zum Bedauern vieler Erkrather das traditionsreiche Gasthaus "Zum Weidenhof" nach langen Leerstand abgerissen. Wenige Wochen später rollt die Tour de France durch Erkrath

...blickt das Wochenblatt "Lokalanzeiger Erkrath" auf sein 40jähriges Bestehen zurück und erstellt unter dem TItel "Eine Reise durch 40 Jahre Stadthistorie" eine Chronik für die Jahre 1977 bis 2017.

 

 

Eine Erstfassung dieser von Horst-Ulrich Osmann zusammengestellten Chronik erschien 2009 im Buch "Gemalte Heimat", herausgegeben von der St. Sebastianus-Bruderschaft Erkrath 1484 e.v. zum 525.Jubiläumsfest.

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